Die beiden Anträge der Apothekerkammer Berlin zur Homöopathie wurden beim Deutschen Apothekertag (DAT) nicht eingehend behandelt. Apotheker Dr. Christian Fehske hatte sich dafür eingesetzt, dass das komplizierte Thema nicht im großen Plenum, aufgearbeitet wird. Trotzdem hofft der Inhaber der Rathaus-Apotheke im westfälischen Hagen auf eine Möglichkeit zur Beteiligung der Apotheker:innen, die in der Praxis auf die Homöopathie setzen.
Die Berliner Kammer hatte zwei Anträge gestellt. In einem ging es nur um die Bezeichnung einer Weiterbildung, im anderen um die Erstattungsfähigkeit homöopathischer Arzneimittel. Das Thema drohte vorab zum Sprengstoff beim DAT zu werden, zumal solche Debatten mit Sicherheit auch außerhalb des Berufsstandes Widerhall gefunden hätten. Das hatte der Ärztetag deutlich gezeigt.
Keine Debatte beim DAT
Daher war hinter den Kulissen bereits vorbereitet worden, die Debatte beim DAT abzuschneiden. Dies gelang über den Hinweis, dass sich innerhalb der Bundesapothekerkammer (BAK) bereits mit dem Thema befasst werde. So konnten die Delegierten nach kurzer Debatte zum nächsten Antrag übergehen. Apotheker Fehske hatte dies selbst vorgeschlagen. „Ich hätte es nicht gut gefunden, das im Plenum zu diskutieren, weil dafür einfach die Zeit fehlt und das Thema auch nicht alle interessiert.“ Honorarfragen und Personalmangel sind aus seiner Sicht die drängenderen Probleme.
Und Fehske hatte wohl auch Sorge, dass zwischen seinen Kolleg:innen allzu emotional über die Homöopathie gestritten wird. Dagegen habe er den bilateralen Austausch – auch mit den Antragstellern aus Berlin – sehr konstruktiv empfunden, auch wenn man sich in der Sache nicht einig wurde.
Den Fehske ist überzeugt, dass die Homöopathie in die Apotheken gehört. „In meinen Augen haben wir bei Beratungen zu homöopathischen Arzneimitteln die genau gleiche Verantwortung wie bei allen anderen auch.“ Im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC verweist der Apotheker darauf, wie wichtig es für viele Menschen bei einer Reihe von Erkrankungen sei, ein Medikament zu erhalten. Sein Argument: Wenn mit anderen Arzneimitteln die erwünschte Wirkung nicht zu erzielen sei, ließe sich mit nebenwirkungsfreien Homöopathika jedenfalls ein Ärztehopping vermeiden. Das würde dem GKV-System aus seiner Sicht sogar mehr Kosten sparen als die Erstattung der Alternativmedizin durch die Krankenkassen.
Umstrittene Zusatzbezeichnung
Fehske ist daher auch für die Nennung der Homöopathie in seiner Zusatzbezeichnung. Denn das bringe ihm bei den Kund:innen die Akzeptanz, ihm auch zu diesem Bereich der Heilmittel eine kompetente Beratung zuzutrauen. Das sei dann kein seltener Einstieg in Beratungsgespräche mit der Chance für ihn, unrealistische Erwartungen an Therapien mit wenig oder keiner Evidenz fachkundig einzuordnen. „Wenn irgendwann weder Ärzte, noch Apotheker dazu um Rat gefragt werden – wer wohl dann?“ Das Risiko für fragwürdige Empfehlungen würden dadurch nicht sinken. Fehske geht es darum, eine komplementärmedizinische Ergänzung zur evidenzbasierten Medizin zu bieten. Denn auch letztere habe ihre Grenzen.
Menschen mit einem Interesse an homöopathischen Arzneimitteln sollten sich aus seiner Sicht vorzugsweise an solche Apotheker wenden, die sich im Rahmen einer Weiterbildung damit beschäftigt haben. Denn beides sei zu verhindern: dass nur „Scharlatane“ außerhalb der Apotheke die ersten Ansprechpartner für Homöopathie werden, und andererseits dass Beratung zu homöopathischen Arzneimitteln in Apotheken allein zu abfälligem Abraten wird.
Fehske hofft auf Beteiligung
Deshalb hofft Fehske sehr darauf, dass bei der BAK-internen Befassung jetzt auch Apotheker:innen gehört werden, die die Weiterbildung absolviert haben. Er hat die Sorge, dass ansonsten ein Gremium hinter verschlossenen Türen für andere entscheidet. Sein Wunsch ist, dass an einer Meinungsbildung innerhalb der Abda auch die interessierte Fachöffentlichkeit beteiligt wird.