Sehr geehrter Herr di Lorenzo und an alle Chefredakteure, die der Zeit gefolgt sind…

Betrifft: Homöopathieumfrage auf Twitter – Ein offener Brief
Sehr geehrter Herr di Lorenzo,
auf Twitter fand ich dieser Tage folgenden Text:
„„Es kann ja nicht schaden”, heißt es oft, wenn es um Homöopathie geht. Dabei gibt es keinen Beweis für den Nutzen der Milchzucker-Kügelchen. ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo möchte wissen: Vertrauen Sie zumindest gelegentlich auf die Heilkraft homöopathischer Mittel?“

Als Journalistin und langjährige Redaktionsleiterin weiß ich, wie lange sich die Redaktionen so genannter Qualitätsmedien gewehrt haben, die Neuen Medien überhaupt wahrzunehmen.

Dass jetzt auch Die Zeit, offenbar ohne sich mit dem publizistischen Kontext auseinander zu setzen, sich populistischer Methoden bedient, finde ich nicht nur erbärmlich, sondern als Journalistin stellt sich mir die Frage, wieso Qualitätsmedien in diesem Land sich wieder dafür hergeben, Propaganda zu übernehmen und zu unterstützen.

Meine Antwort auf die von Ihnen, Herr di Lorenzo, gestellte Vertrauensfrage auf Twitter: Einer Redaktion, die so vorgeht, wie Die Zeit das seit 2016 mit dem Thema Homöopathie und Alternativmedizin tut, der entziehe ich mein Vertrauen, und zwar sowohl fachlich aus der Sicht der Journalistin, aber vor allem als Leserin und als Tierhomöopathin. Und ich reagiere mit dieser Empörung nicht alleine so…

Oder stammt der obige Text nicht von Ihnen, bzw. wurde er nicht von Ihnen in Auftrag gegeben?
Dann wären wir in der Trollkultur angelangt: https://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)

Ist das das Image, welches Die Zeit anstrebt?

Sollte der oben zitierte Text nicht aus Ihrer Feder stammen, stellt sich die Frage: In wessen Interesse ist es, solchen Unmut, wie oben beschrieben, zu provozieren, und warum bezieht man sich dabei auf Die Zeit?

Weil auch Ihre Redaktion ebenso gebetsmühlenartig wie alle anderen „Qualitätsmedien“, immer wieder behaupten: Es gebe keine Beweise für den Nutzen der „Milchzucker-Kügelchen“.

Die Streukügelchen bestehen aus Saccharose und die Behauptung, dass diese Form der homöopathischen Darreichung nicht über Placebo hinaus wirke, die hat der Schweizer Presserat bereits 2011 gerügt: https://presserat.ch/complaints/wahrheit-entstellung-von-tatsachen-sachlich-nicht-gerechtfertigte-anschuldigungen-2/?fbclid=IwAR0qWVVGoxdotjlp-EjKhESJqD07ov4hlKTUPhiuNk9PYzrWwgOqXrDqMjg

2006 war der Schweizer HTA-Bericht https://www.hri-research.org/de/informationsquellen/die-homoopathie-debatte/der-schweizer-hta-bericht-ueber-homoeopathie/ erschienen, der ebenso
wie eine Fülle weiterer internationaler Veröffentlichungen, siehe https://www.hrilondon2019.org/ Auskunft über die Wirkung homöopathischer Behandlungen gibt.

Dazu zählen auch die Forschungsergebnisse von Jeremy Sherr in Afrika zum Thema AIDS, https://homeopathyforhealthinafrica.org/our-team/, die Sherr jüngst ergänzt hat, sowie die Forschungsergebnisse von Isaac Golden zur Homöoprophylaxe  (https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/2156587214525402, nur ein Link), den ich hier der Vollständigkeit halber erwähne. Seine unter anderem in Australien veröffentlichten Berichte umfassen gut 250 Millionen Menschen, verteilt über drei Kontinente. Der Großteil dieser Veröffentlichungen
erfolgte vor 2015, also bevor in Australien Studien zur Homöopathie in einer
weiteren Untersuchung unterschlagen wurden: https://www.bph-online.de/australien-studie-spricht-von-belegen-fuer-homoeopathie/?fbclid=IwAR1Z43Bsf2BGmyi5LFI7FLIL5WpS3vFNNv-AVWsCPOomcnbYNnMPs7Fzw9o

Warum steht davon nichts in Ihrem Blatt?

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