Befürworter wie auch
Gegner der Homöopathie berufen sich häufig auf Meta-Analysen der
verfügbaren klinischen Studien, um ihre jeweilige Position konform mit
den höchsten wissenschaftlichen Standards der EBM argumentativ zu
stützen. Dieser Artikel liefert einen Überlick über die wichtigsten
Meta-Analysen.
1. Einleitung
Das Konzept der Evidenzbasierten Medizin (EBM) sieht vor, dass die zuverlässigste Erkenntnis über die Wirksamkeit eines Therapieverfahrens über ein oder mehrere Meta-Analysen hochwertiger randomisierter, kontrollierter Studien gewonnen werden kann. Eine Therapie, für die innerhalb dieses Rahmens genügend positive Daten vorliegen, ist durch den höchsten Evidenzgrad Ia belegt. [1] Sie erhält in Bezug auf die Frage, ob und in welchem Maße ein bestimmtes Verfahren in der therapeutischen Praxis Anwendung finden soll, die Empfehlungsstufe A bzw. eine „Soll-Empfehlung“. [2]
Da die Homöopathie Gegenstand unausgesetzter Kontroversen ist, berufen sich sowohl Befürworter als auch Gegner häufig auf Meta-Analysen der verfügbaren klinischen Studien, um ihre jeweilige Position konform mit den höchsten wissenschaftlichen Standards der EBM argumentativ zu stützen. Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden versucht werden, einen Überblick über alle indikationsunabhängigen Meta-Analysen der klinischen Forschung zur Homöopathie zu geben. Die Arbeiten werden vorgestellt und einzeln diskutiert, um auf dieser Grundlage eine Gesamteinschätzung zum Stand der klinischen Forschung zur Homöopathie, insoweit er im Rahmen dieser Publikationen erfasst wird, abzugeben. Die relevante Fragestellung ist hierbei, ob die klinischen Effekte der Homöopathie Placeboeffekte sind, oder ob potenzierte Arzneimittel in der Lage sind, spezifische Wirkungen hervorzubringen.
2.1 Kleijnen, Knipschild und ter Riet (1991)
Dieser systematische Review zur Homöopathie wurde 1991, also zu Beginn der Ära der EBM, publiziert. Die Autoren beginnen ihren Artikel mit dem Hinweis auf den Umstand, dass häufig behauptet werde, die Homöopathie sei erstens unplausibel und zweitens nicht mit modernen Methoden (kontrollierte Studien) erforscht. Kleijnen, Knipschild und ter Riet fanden 105 verwertbare Studien, die sie in ihre Analyse einbezogen. Davon untersuchten 14 die klassische Homöopathie mit individueller Arzneiwahl, 58 jeweils die Verordnung eines einzigen homöopathischen Arzneimittels nach klinischer Diagnose (bewährte Indikation), 26 befassten sich mit Kombinationsarzneimitteln und 16 mit Isopathie. Die Studien wurden in einem eigenen Verfahren hinsichtlich ihrer Qualität bewertet und mit Punkten versehen, wobei die Ergebnisse anhand der Punktvergabe unterschiedlich gewichtet in die Endanalyse eingingen. 81 Studien deuteten auf eine Effektivität der Homöopathie über Placeboeffekte hinaus hin, darunter auch die Mehrzahl derjenigen, die hinsichtlich Randomisation, Verblindung, Patientenzahl und ähnlicher methodologischer Kriterien als qualitativ hochwertig eingestuft wurden (15 von 22). Kleijnen, Knipschild und ter Riet (1991) bemängeln zwar insgesamt, dass viele Studien von eher geringer Qualität seien, stellen aber gleichzeitig fest, dass der Trend zugunsten der Homöopathie sowohl in denjenigen mit anspruchsvollem Design als auch in den methodisch eher schwachen zu finden sei.
Die Autoren kommen zu folgendem Schluss: „At the moment the evidence of clinical trials is positive but not sufficient to draw definitive conclusions because most trials are of low methodological quality and because of the unknown role of publication bias. This indicates that there is a legitimate case for further evaluation of homoeopathy, but only by means of well performed trials.“ [3]